Interaktive Landkarte: Zur besseren Ansicht empfehlen wir den Vollbildmodus. Die Navigation erfolgt über das Anklicken der gekennzeichneten Orte. Um eine chronologische Übersicht über den Lebenslauf zu erhalten, klicken Sie links auf das Stapelzeichen und wählen dann „visualiser les données“. Damit öffnet sich auf der rechten Seite eine Zeitleiste zum Auswählen der verschiedenen Stationen.
Gedenkarbeit – Erinnerungen an den Lebensweg von Elsa Conrad
Ende 1933 endete in Deutschland die kurze Zeit der relativen Freiheit, in der sich eine lesbische Subkultur entwickeln konnte. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begannen anti-homosexuelle Repressionen. Das Regime verschärfte bestehende Gesetze und ergänzte den Paragraphen 175, der bereits homosexuelle Handlungen zwischen Männern verurteilte. Die Vereine und das gesellschaftliche Leben von Lesben und Schwulen wurde innerhalb weniger Wochen ausgelöscht. Bekannte Lesbenclubs, darunter das Monbijou des Westens, das von Elsa (bekannt als Igel) und ihrer Partnerin Mali betrieben wurde, wurden geschlossen. Die Herausgabe von Zeitungen wie der lesbischen Wochenzeitung Die Freundin wurde unterbunden.
Was wurde aus denjenigen, die die Bars und Clubs betrieben hatten? Welches Schicksal hatten diejenigen, die die lesbischen Zeitschriften schrieben und lasen? Was geschah zum Beispiel mit Elsa Conrad?
Elsa Conrad wurde 1935 verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Drei Jahre später, 1938, musste sie sich entscheiden, ob sie im Gefängnis bleibt oder Deutschland verlässt.
Elsa Conrad wurde nicht deportiert, aber sie ist ein Beispiel für die Verfolgung und Verhaftung von jenen, die öffentlich als Lesben bekannt waren und offen mit Frauen zusammenlebten. Um nicht denunziert zu werden, mussten sie vielfältige Strategien ausprobieren, um den Repressionen zu entgehen.
Über Elsa Conrads Lebenslauf ist nur wenig bekannt. Wie die Erfahrungen tausender anderer Menschen, deren Geschichten uns nicht bekannt sind.
Informationen zu dieser interaktiven Landkarte
Wir kennen nur Bruchstücke von Elsa Conrads Lebenslauf. Diese sind bekannt dank des unten zitierten Artikels von Claudia Schoppmann. Die genauen Orte ihrer Verhaftung sowie ihres Lebens in Nairobi fehlen uns.
Daher haben wir beschlossen, in der interaktiven Landkarte die Adressen der heutigen öffentlichen Bibliotheken in Berlin und Nairobi anzugeben, bis wir eines Tages genauere Informationen zur Verfügung stellen können.
In dem 2012 veröffentlichten Buch Homophobie und Devianz finden sich verschiedene Beiträge der gleichnamigen Tagung, die in Ravensbrück stattfand. Insa Eschebach, Leiterin der Gedenkstätte, sprach über das Thema Homophobie, Devianz und weibliche Homosexualität im Konzentrationslager Ravensbrück; Claudia Schoppmann stellte die Porträts von Elsa Conrad, Henny Schermann, Margarete Rosenberg und Mary Punjer vor.
Einige bibliografische Quellen:
- Claudia Schoppmann, „‚Die weitaus interessanteste Vereinigung lesbischer Frauen Berlins‘: Die Clubwirtin Elsa Conrad (1887-1963)“ In: „Spurensuche im Regenbogenkiez: Historische Orte und schillernde Persönlichkeiten“, MANEO-Kiezgeschichte Bd. 2 (Berlin: Maneo, 2018): S. 102-119.
- „Homophobie und Devianz“ Weibliche und männliche Homosexualität im Nationalsozialismus. Insa Eschebach (Hrsg). 2012, Metropol Verlag, Berlin.
- Histoire de l’homosexualité en Europe. Florence Tamagne. Seuil, 2000.
- Weitere Quellen sind auf unserer Website queercode.net zu finden.
- Diese digitale, interaktive Landkarte wurde zum Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück kollektiv umgesetzt und gehört zu einer Serien von weiteren digitalen Karten, die zusammen den Titel „Zerbrochene Verbindungen“ tragen.
Mit der Unterstützung von:
Vielen Dank an alle, die sich für die Verwirklichung dieses Projekts eingesetzt haben:
Émilie Brusseaux, Lydie Doléans, Suzette Robichon, Céline Bonnarde und Isabelle Sentis für die Digitalisierung und Mediatisierung.
Traude Bührmann, Véronica Noseda, Margret Göth, Angela Jäger für die Übersetzungen.
Marion Kueny und Marine Bigourie für die Grafik.
Den Aktivistinnen der LIG und den Mitgliedern von Lestime für ihre finanzielle Unterstützung.
Und an die Mitglieder unseres Kollektivs, die angesichts der COVID-19-Pandemie als Krankenschwestern, Freiwillige, Berufstätige usw. mobilisiert waren und uns in Gedanken unterstützt haben.