Die Geschichte von Ruth Maier ist uns dank der Bemühungen der norwegischen Dichterin Gunvor Hofmo, ihrer Geliebten, bekannt. Acht Tagebücher, die Ruth zwischen 1933 und 1942 schrieb, und rund 50 Briefe wurden von Gunvor über 50 Jahre lang aufbewahrt. Im Jahr 1953 versuchte Gunvor vergeblich, ihren Verleger davon zu überzeugen, eine Auswahl an Texten aus den Tagebüchern Ruth Maiers zu veröffentlichen. Die Ablehnung ist ein schwerer Schock für Gunvor, die sich ihr ganzes Leben lang in ihrem literarischen Werk auf Ruth bezieht. Nach ihrem Tod im Jahr 1995 wurden die Tagebücher von Ruth in den Manuskripten Gunvors wiedergefunden. Der Dichter, Essayist und Übersetzer Jan Erik Vold archiviert und ordnet das Werk Ruth Maiers. Zusammen mit dem norwegischen Verlag Gunvors arbeitet er daran, Ruths Texte und Zeichnungen zusammenzuführen… Ruths Familie, insbesondere ihre Schwester Judith, hilft ihm dabei, indem sie ihm ihre Briefe und Familienfotos zukommen lässt. Die Neffen Gunvor Hofmos und ihre Cousine, sowie Ruths Freundinnen, die noch am Leben sind, nehmen ebenfalls an der Edition von Ruths Werk teil.
Historiker.innen und Professor.innen ergänzen ebenfalls diese Arbeit. So entsteht „Das Tagebuch von Ruth Maier. Das Leben könnte gut sein Tagebücher 1933 bis 1942“ 2007 auf Norwegisch, 2008 auf Deutsch bei der DVA und 2009 auf Französisch bei K&B erschienen. Dieses einmalige kollektive Projekt trägt zur Überlieferung der Geschichte dieser jungen österreichischen Jüdin bei. Besonders wichtig ist hier, dass die Edition die lesbische Liebe Ruths nicht zensiert, eine wichtige Ausnahme in einer überwiegend heterozentrierten Gesellschaft.
Ruth Maiers name findet sich in Oslo an zwei Orten: Auf dem Monument für die im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden und Jüdinnen auf dem Ostfriedhof, und auf einer Erinnerungstafel an der Schule für Kunst und Handwerk. In Wien ist ihr Name neben ihren Eltern in den Grabstein der Familie eingraviert, der sich auf dem Friedhof von Döbling befindet.